Presseberichte

Auge in Auge mit dem Filz von Don Rabito
von Roland Mayer

Ulm

Ein karminroter Porsche 911 Coupé der Laupheimer Agnes & Alex Wetzel Stiftung steht noch bis 30. November im Zentrum einer Ausstellung des Abriss-Künstlers Pompeo Turturiello in Peter Segerers „Kunstschalterulm“ im Roxy. Bei der proppenvollen Vernissage war der in der Basilicata geborene, in Ulm aufgewachsene Turturiello zum Ausstellungsmotto „Pink Panther“ ein viel gefragter Gesprächspartner, in dessen übermalten Decollagen eine Art „magische Verwandlung“ sichtbar wird.Spiel mit Klischees und deren BrechungTrägermaterial seiner dynamisch gewellten Arbeiten auf Papier sind vielschichtige „Abfälle“ von Litfaßsäulen, die bereits im Container dümpelten. Das Spiel mit den Klischees und deren Brechung durch eine neue Realität ist der Stoff, aus dem die Träume des Pompeo Turturiello sind. Pompeos Raritätenkabinett vereint in seinen Decollagen viele Stile - von Arte Povera bis hin zur Pop Art. Oft spiegelverkehrt ordnet er seine zeitspringenden Abrissmotive aus der Architektur und Medienwelt ein und modelliert seine ganz persönliche Note mittels Acrylfarbe. „Mimmo Rotella hat abgerissen, ich bemale es“, schmunzelt der Kosmopolit in Anspielung auf seinen älteren, römischen Landsmann, der als europäischer Vertreter der Pop Art gilt. Bei Turturiello ergibt sich ein disparates Wechselspiel zwischen Erinnerung und irritierender Wahrnehmung. Die energiestrotzenden Arbeiten auf Papier wirken mit Titeln wie „Flower Con Iron“, „Frühschoppen auf Italienisch“ oder „Il Spirito di Florian“ ebenso verspielt wie dramatisch - ironische Untertöne blinken massenhaft durchs Revier.Der eigenständige Pop Art-Charakter ergibt sich durch einen schöpferischen Prozess: Plakate, Druckvorlagen oderZeitungsschnipsel werden auf nassen Malgrund aufgebracht und individuell bearbeitet. Acryl-, Ölfarbe oder Farbstiftesind der ornamentarische Motor des Malgrunds. Turturiellos Übermalungseifer überzeichnet, kaschiert, verfremdet oderversteckt. Die Oberflächen werden wellig und fransig. Dem beuligen Charakter setzt der Künstler den Perfektionismus der Werbung gegenüber.Die Alltagskultur spiegelt sich in seiner Bilderwelt ebenso im karminroten Lockvogel des Porsche wieder wie im persönlichen Nervenkitzel eines fast gespenstisch wirkenden Selbstporträts: Don Rabito aus dem Jahr 2010 - ein 130 x 70 Zentimeter großes Büstenbild in Mischtechnik und Filz auf Abriss - reiht sich verspielt, dadaistisch und ikonenhaft in den fragmentarisch-magischen Gesamtzusammenhang ein.

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